Zurück in die Stadt (Februar 2024)

Domino Konkret Newsletter vom 1. Februar 2024

Es ist nicht überraschend, dass in den ersten Wochen des noch jungen 2024 die Nachrichten zur Entwicklung des bundesdeutschen Einzelhandels geprägt waren (und noch sind) von der Entwicklung des Signa-Konzerns und den damit verbundenen Standortproblemen bzw. Schließungen bei Galeria-Kaufhof-Karstadt oder der aktuellen Insolvenz-Nachricht des KaDeWe.

Zudem warnten zum Jahresbeginn gleich mehrere Wirtschaftsblätter vor einem Anstieg der Firmenpleiten um bis zu 30%, insbesondere in den Branchen „Gebäude/Immobilien“ und „Mode“. (Handelsblatt vom 12.1.24, WiWo vom 1.1.24).

Es gibt aber auch Nachrichten aus den 1A-Citylagen, die Mut machen. Tatsächlich deuten sich im Schatten des Warenhaussterbens ganz vorsichtig zwei Trends an, die als Hoffnungsschimmer gelten könnten:

1. Kreative Umnutzungen

Eine erfolgreiche Umnutzung ehemaliger Kaufhäuser scheint grundsätzlich machbar und vor allem dann erfolgversprechend, wenn man bei der Neuausrichtung weit über die bisherige monothematische Einzelhandelsnutzung hinausdenkt.

Als Musterbeispiel dafür gilt inzwischen der ehemalige Karstadt am Marktplatz in Recklinghausen. Nach 3-jährigem Leerstand und anschließenden Umbauten ab 2019, die Corona-bedingt bis in die jüngste Gegenwart andauerten, hat das neue MQR („MarktQuartier Recklinghausen“) eine interessante Mischnutzung gefunden: Eine Kita in den oberen beiden Stockwerken, eine Seniorenresidenz, ein Hotel und eine Tagesklinik mit weiteren Arztpraxen und Büroräumen. Im Erdgeschoss findet man mit einem Discounter, einer Café-Kette, Apotheke, Bankfiliale und einem Eiscafé eine Auswahl typischer Nahversorgungsangebote.

Im ehemaligen Karstadt von Lübeck sollen dagegen nach vierjähriger Umbauzeit die vier Lübecker Altstadtgymnasien weitere Räumlichkeiten erhalten und somit Frequenz in die Innenstadt bringen. Zudem werden dort noch ein Radio-Sender und junge Start-up Gründer ansiedeln, um zur Attraktivitätssteigerung der City-Lage beizutragen.

Aktuell sind die Beschlüsse in Offenbach und im rheinländischen Neuss, die dort leerstehenden Warenhausimmobilien zu erwerben, wobei in der hessischen Einkaufsstadt bereits feststeht, dass eine neue Stadtbibliothek zur Innenstadtbelebung geplant ist. 

2. Weg von der "Grünen Wiese"

Weil sich durch die zunehmenden Leerstände der Handlungsdruck für Vermieter und Städteplaner erhöht, könnten auch Branchen, die aktuell eher „vor den Toren der Stadt“ angesiedelt sind, in die Innenstädte zurückkehren. Markus Meyer, Präsident des Handelsverbandes Möbel und Küchen (BVDM), zeigte sich in der WELT vom 15. Januar jedenfalls davon überzeugt, denn manches seiner Mitgliedsunternehmen hat in sogenannten „Grüne Wiese“-Lagen in letzter Zeit erhebliche Frequenzeinbrüche hinnehmen müssen.

Als Vorreiter dieser Branche hat IKEA bereits 2014 seine erste Innenstadt-Filiale in der Fußgängerzone von Hamburg-Altona eröffnet und testet seither weitere Shop-Konzepte auf kleiner Fläche. Auch kleinere Baumarkt-Shops scheinen Interesse an 1A-Lagen zu haben, wenn auch die Testphase der 2019 als „Erlebniswerkstatt“ eröffneten OBI MachBAR in der Breiten Straße in Köln kürzlich nicht verlängert wurde.

Bei innovativen Einzelhandelskonzepten ist aus Vermietersicht der Abgleich von Chance & Risiko besonders wichtig. Flexibles Entscheiden bei Zwischenlösungen gilt dann sowohl in Bezug auf den Ladenbau als auch bei der Ausgestaltung von exakt passenden Interimsverträgen

Im Bedarfsfall beraten wir Sie gerne.

 
Einkaufstrends in den Innenstädten

Attraktivität der Innenstädte scheint wieder größer

Bundesweit sind die Frequenzen im Jahr 2023 um 2% gegenüber dem Vorjahr gestiegen, so aktuell veröffentlichte Hystreet-Messungen.

München ist dabei Spitzenreiter mit der Neuhauser Straße (Ost) und der Kaufingerstraße - gefolgt von Frankfurt, Hannover und Köln. 

Nach wie vor gilt allerdings der Hinweis: Frequenz nicht gleichbedeutend mit Ladenumsatz.

Onlinehandel dagegen „im Tal der Tränen“

Der Bruttoumsatz mit Waren im Onlinehandel ging gemäß Auswertung des BEVH (Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland) im Jahr 2023 „erstmalig zweistellig zurück, um 11,8% auf gut 80 Milliarden Euro“. In der Auswertung seien allerdings nur deutsche Kunden befragt worden, wie die FAZ am 26. Januar berichtete.

Außerdem zeigten sich zwischen den Branchen große Unterschiede, betont der Artikel. Vor allem der Warenbereich sei (im Vergleich zu beispielsweise „Erlebniskäufen“ wie Flug- oder Kinotickets) stark im Rückgang gewesen. Der BEVH rechne für 2024 aber insgesamt mit einem „nominalen Umsatzwachstum im Gesamtmarkt von 2,0 Prozent“, weil erste Zahlen aus dem Januar optimistisch stimmen würden.


Personal Shopping über TikTok ist ein neuer Trend aus den USA

Shopping-Trends aus den USA

  • Personal Shopping über TikTok: Business Insider hat über einen Trend berichtet, bei dem Einzelpersonen quasi als „private Mode-Scouts“ gezielt nach Outfits in Läden wie TK Maxx suchen und eine Art „Personal Shopping“ anbieten. Dies wird bereits als viraler Trend und „neue Nebeneinkunft-Idee“ bezeichnet. „Der Reiz an der Verwendung eines TikTok-Personal Shoppers liegt sowohl in der Bequemlichkeit als auch darin, Schnäppchen in Geschäften zu finden, zu denen ein Kunde sonst möglicherweise keinen Zugang hätte.“, schreibt Business Insider. Interessant ist vor allem, dass Personal Shopping bisher kaum im Niedrigpreis-Bereich relevant ist. In Deutschland bieten beispielsweise bereits seit 2022 alle Breuninger Department Stores eine Variation dieses Trends für die zahlungskräftige Kundschaft an.

  • Abverkauf von Retouren: Immer häufiger ist von sogenannten „Bin Stores“ die Rede. Dies sind große Ladenflächen, in denen (meist ungeordnet) die Rücksende-Produkte großer Versanddienstleister wie Amazon zu günstigen Preisen verkauft werden. Einige dieser Konzepte sorgen gemäß Business Insider für lange Schlangen - die Käufer müssen daher viel Zeit mitbringen. Auch im Handelsblatt vom 24. Januar wurden Bin Stores als der neueste „Handelstrend“ der USA beschrieben.

Branchenentwicklungen

  • Pick & Go: Eine „voll-autonome“ Zahlung, aber ohne Smartphone, bietet die neue Filiale in Regensburg von Netto an. Nach Angaben des Unternehmens handele es sich um die „größte autonome Einkaufsfiliale in Europa.“

  • Die letzten Filialen der insolventen Kette Lila Bäcker werden gerade geschlossen. Bei Stern Online wird über die Gründe der Schließung des ehemaligen Erfolgskonzeptes diskutiert, wobei im Artikel ein ganzes „Ursachenbündel“ als Grund für die Pleite vermutet wird.

  • Das Augsburger Modehaus Rübsamen ist insolvent, wie die Augsburger Allgemeine vermeldete. Erst sollten nur 4 der Filialen geschlossen werden, jetzt wurde vermeldet, dass der gesamte Betrieb eingestellt werde. 


Innenstadt-Ansicht

Traktor-Demo
 

"Traktor-Demo" - Fußgängerzone in Gifhorn © Foto: Archiv Domino

 

 
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