Neues Jahr - neue Chancen! (Januar 2024)

Domino Konkret Newsletter vom 2. Januar 2024

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Die Verbraucherstimmung in Deutschland hellt sich zum Jahresende auf: Sowohl die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung verzeichnen spürbare Zuwächse“- diese Expertenmeinung wurde bereits in der Vorweihnachtswoche vom Nürnberger Marktforschungsverbund GfK/NIM in einer Pressemitteilung veröffentlicht.

Nur wenige Tage zuvor befürchtete das Handelsblatt noch in einem Fazit über den überraschend erfolgreichen „Black Friday“, ein seit 2012 von den USA übernommenes E-Commerce-Spektakel mit Sonderangeboten zum vierten Freitag des Novembers, dass aufgrund der dabei erzielten Umsatzrekorde das anschließende stationäre Weihnachtsgeschäft voraussehbar negativ beeinträchtigt sein würde. 

Lagen die Umsätze des Black Friday-Wochenendes (inklusive des anschließenden „Cyber-Mondays“) 2016 noch bei 1,6 Mrd. €, so schätzt der Branchenverband HDE das diesjährige Volumen auf 5,8 Mio. €. Ein Betrag, der letztlich den Einzelhändlern in Deutschlands Fußgängerzonen fehlen und somit deren Stimmung entsprechend trüben dürfte. 

Tatsächlich erwartet HDE-Präsident Genth wohl „ein preisbereinigtes Minus von fünf bis sechs Prozent“. Die Ende November gewährten Rabatte lagen durchschnittlich bei 29%, wobei vor allem Kosmetikprodukte zu den besonders reduzierten Konsumgütern gehörten. Bemerkenswert also ist dann die PR-Mitteilung von Douglas drei Wochen später, im abgelaufenen Geschäftsjahr erstmals die 4 Mrd. € Marke geknackt zu haben. 

Man muss als Besitzer einer Einzelhandelsimmobilie schon sehr stark zwischen den Zeilen lesen, um solche vordergründig gegensätzlichen Pressemeldungenrichtig einordnen zu können. Oder man verschafft sich externe Expertise aus der täglichen Vermietungspraxis, um Entwicklungen im Einzelhandel und innerstädtische Trends frühzeitig erkennen zu können. 

Denn für den Blick nach vorne braucht man nicht (nur) die Berichte über bevorstehende Schließungen wie z.B. die der 18 Galeria Karstadt Kaufhof (GKK)-Filialen zum 31.1.2024. Es gibt in jeder Branche gute und weniger gute Akteure. Viel wichtiger für die Zukunft ist zum Beispiel das Wissen darüber, welche Einzelhandels- und Gastronomieunternehmen robust der Krise trotzen und welche neuen Konzepte und Formate erfolgversprechend an den Start gehen und somit eine Bereicherung der City sein könnten.


Trends

Allroundanbieter im Mittelpreissegment (mit ihren analog zur Zielgruppe alternden Sortimenten) geraten zunehmend unter Druck, während Konzepte, die das Lebensgefühl der jungen Generation bedienen, erfolgreich neue Verkaufsflächen eröffnen.


  • Deichmann hat angekündigt, bis zum Ende des Jahres 2024 alle 90 Filialen von Myshoes zu schließen. Zuvor war bereits angekündigt worden, dass die 28 Filialen von Onygo in Deutschland (auch Teil der Deichmann-Gruppe) bis zum Sommer 2024 aufgegeben werden, da das Konzept nicht wirtschaftlich sei. Dies wiederum folgt auf die Schließungen von Roland Schuhe, welche bereits in den Jahren 2019-2020 erfolgten.

    Der Sneaker-Store Snipes dagegen, ebenfalls eine Deichmann-Tochter, bedient offenbar sehr erfolgreich die junge Zielgruppe der zwischen 1997 und 2012 Geborenen, die sich zu Hip-Hop und dessen Kultur hingezogen fühlt. Im September 2023 wurde erstmalig anlässlich der Eröffnung der 400. europäischen Snipes-Filiale ein "Community Space" eingebaut.

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  • Es geht doch! Der Bekleidungskonzern Inditex hat als Erfolgsbeispiel für vertikalen Einzelhandel in den ersten 9 Monaten des abgelaufenen Jahres deutlich mehr verdient. Allein in den ersten Wochen des 4. Quartals stieg der Umsatz währungsbereinigt um 14% im Vergleich zum Vorjahr. Zara als eine der Hauptmarken des Modegiganten eröffnete dieses Jahr in Madrid mit 7.700 Quadratmetern Fläche die nunmehr weltweit größte Zara-Filiale der Welt, die zum innovativsten und technologisch ausgereiftesten Store zählt - erstmalig in Kombination mit einem Café. Die größte Filiale Deutschlands soll voraussichtlich 2025 in Oberhausen entstehen, wenn die bisherige Fläche im dortigen „Centro“ auf 6.000 m² verdoppelt wird.

    Mit der Eröffnung des Inditex-Konzeptes Stradivarius im November 2023 in Stuttgart unterstreicht das Unternehmen seine Ambitionen, die Expansion in Deutschland weiter voranzutreiben.

Für Textil-Discounter und Niedrigpreis-Anbieter ist Deutschland mittlerweile ein Eldorado.

  • Neben den stark expansiven Branchengrößen Woolworth und Action will Pepco aus Polen 2000 Filialen in Deutschland neu eröffnen. Europaweit hat Pepco bereits rund 3000 Filialen. Die große Konkurrenz im günstigen Non-Food-Segment bedeutet aber auch, dass es im Markt trotz großer kundenseitiger Nachfrage mittel- bis langfristig für Firmen wie Tedi, Kodi, Thomas Philipps, Mäc Geiz oder Pfennigpfeiffer enger werden wird.  "Nur eine Handvoll Anbieter wird übrig bleiben" lautet ein Zitat von Frank Liebold, Deutschlandchef des Kreditversicherers Atradius, in der WirtschaftsWoche.

Händler, die "näher am Markt" sind, sind offenbar resilienter. 

  • Während die bereits zum 2. Mal in 2 Jahren in die Insolvenz gegangene Modekette Hallhuber mittlerweile alle 98 Filialen in Deutschland mangels eines neuen Investors endgültig geschlossen hat, will laut Textilwirtschaft vom 29. Dezember 2023 die CBR Group (Street One, CECIL und Street One Men), deren Verkaufsflächen größtenteils von regionalen Partnern betrieben werden, 2024 mit einem neuen Womenswear-Label an den Markt gehen: Street One Studio.Die Etablierung der Shop-Flächen soll frühestens 2025 erfolgen. Unter den vier großen Mainstream-Anbietern (Esprit, Tom Tailor, s´Oliver, CBR) ist die CBR-Group in Deutschland mit Abstand die erfolgreichste.

Beauty, vor allem dekorative Kosmetik, ist offenbar weiterhin eine recht krisensichere Branche. 

  • H&M sieht in H&M Beauty ein großes Potenzial zu wachsen und testet in Norwegen gerade eigene Beauty Stores.

  • Douglas hat über 12% Wachstum gegenüber dem Vorjahr hingelegt und für das vergangene Geschäftsjahr (bis September 2023) die 4-Milliarden-Euro-Marke im Umsatz geknackt. Der Beauty-Riese konzentriert sich auf das Geschäft mit der Schönheit und will unter recht neuer Führung auch die Online-Apotheke Disapo verkaufen, die Douglas erst Anfang 2022 gekauft hatte.


Was gibt es sonst noch?

Personalmangel

Gerade die in den Fußgängerzonen ansässigen Geschäfte und Gastronomiebetriebe leiden zunehmend unter Personalmangel. Verkaufsflächen konnten zuletzt oft nicht oder nur zu einem deutlich späteren Zeitpunkt angemietet werden, weil die notwendigen Mitarbeiter fehlten

Eine Folge dieser Entwicklung ist mittlerweile der zunehmende Ausbau von Self-Checkouts oder Self-Scanning nicht nur in Supermärkten, sondern neuerdings auch in Textil- und anderen Einzelhandelsgeschäften. Von 2021 bis 2023 gab es gemäß Statista bei der Anzahl der deutschen Geschäfte im Handel, die stationäre Self-Checkout-Kassen verwenden, eine Steigerung von 153 Prozent. 

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Vielerorts ein weiter wachsendes Problem: Personalmangel.


 
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