Cinnamon, Selfies & Social Hype - wenn Gastro zum Magneten wird (Juli 2025)

Domino Konkret Newsletter vom Juli 2025

Hat in früheren Zeiten die Gastronomie neben dem Einkaufserlebnis in den Innenstädten nur die mit Abstand zweitwichtigste Rolle gespielt, so geben mittlerweile laut IFH-Umfrage inzwischen 40 % der Passanten an, dass sie vor allem wegen der gastronomischen Angebote in die City kommen - der klassische Einzelhandel verliert damit weiter an Bedeutung als hauptsächlicher Frequenzbringer.

Gerade bei jüngeren Zielgruppen zeigt sich ein deutlicher Wandel: Einkaufen ist jederzeit online möglich. Somit sind entscheidende Treiber des Innenstadtbesuchs die Faktoren Erlebnis, Storytelling und digitale Sichtbarkeit gegenüber den Daheimgebliebenen. Ein bunt glasierter Donut, ein aufwendig dekorierter Cookie oder ein dampfender Zimtkaffee auf dem Selfie - wer diese Motive ermöglicht, zieht Kundschaft. 

Die traditionelle Klientel der inhabergeführten, kleinen Restaurants und individuellen Cafés hat vielerorts die Anzahl der Besuche reduziert, zumindest sind jedoch die Bestellungen pro Besuch aufgrund der gestiegenen Preise spürbar zurückgegangen. Zudem kämpfen deren Betreiber neben dem allgemeinen Kunden- und Margenrückgang zusätzlich noch mit Personalmangel sowie steigenden Mietnebenkosten. Nach den Ausfällen während der Coronazeit war es vielen inhabergeführten Altbetrieben kaum mehr möglich, zwecks Intensivierung der Kundenansprache oder gar bei der Modernisierung von Gasträumen oder Küchenausstattung neu zu investieren. Bundesweit sehen wir derzeit ein „Sterben“ dieser Betriebe, die bislang in vielen Städten mit zum Charme und Ambiente beigetragen haben.

Dagegen ist die Systemgastronomie mittlerweile aus den Innenstädten nicht mehr wegzudenken. Neben bereits etablierten Betreibern wie McDonald's & Co. gibt es zur Zeit einen regelrechten „Expansionsboom“ an neuen, innovativen Konzepten, die zunehmend die Leerstände in den Innenstädten füllen. 

Die Systemgastronomie hat den Vorteil gegenüber den inhabergeführten Unternehmen, dass sie gestiegenen Kosten nicht unmittelbar eins zu eins an die Gäste weitergeben muss. Durch standardisierte Abläufe und Produkte, effizienteren Einkauf und Logistik, starke Markenführung mit entsprechender Dach-Werbung, einfachen Anpassungen an Trends (z.B. To-Go, vegane Produkte etc.) und Unabhängigkeit von einzelnen Personen (z.B. dem Chefkoch) punktet sie gegenüber diesen Betrieben. 

Kapitalstarke Geldgeber im Hintergrund ermöglichen es außerdem trotz allgemein gestiegener Kosten, die hohen Mieten in den Innenstadtlagen zu bezahlen und gleichzeitig über TV-Werbung, Instagram, TikTok und Influencer-Kooperationen die jeweiligen Zielgruppen werbewirksam anzusprechen. Die Hypes um neue Cookies, Zimtschnecken, Iced Matcha Latte oder die Dubai Schokolade zeigen aktuell sehr anschaulich, wie man über Social Media Kundschaft und Frequenz gewinnen kann. 
Digitale Bestellterminals oder mobile Apps und QR-Code Scanner, frei nach dem Motto: „Selbst ist der Gast“, reduzieren den notwendigen Personalaufwand auf ein Minimum.
 

Mittlerweile gibt es Systemkonzepte aus den verschiedensten gastronomischen Bereichen wie zum Beispiel: 

  • Kaffee: Neben etablierten Playern wie Starbucks oder Espresso House setzen regionale Ketten wie Coffee Fellows auf Expansion. Copenhagen Coffee Laberöffnete 2024 neue Standorte in Köln und Hamburg - oft mit lokalem Lifestyle-Touch.

  • Burger & Imbiss: Konzepte wie BurgermeisterFrittenwerkPommesfreunde, Frites Belgique, Five Guys, Hans im Glück oder Peter Pane zeigen, dass Genuss-Besuche in der City auch als Erlebnis funktionieren können.

  • Salate & Bowls: Anbieter wie immergrün, Dean & David, MA'LOA oder Simply Bowl richten sich an gesundheitsbewusste Kunden.

  • Snack‑ & Bäckerei: Cookie Couture und Cinnamood demonstrieren die Macht der Food-Inszenierung auf Social Media - moderne Bäckerei-Snacks mit hohem Wiedererkennungswert. Traditionsmarken wie BackWerkDitsch oder Backfactory reagieren mit neuen Konzepten auf die aktuellen Trends. Pano - Brot & Kaffee, épi boulangerie patisserie  und Zeit für Brot wenden sich an eine qualitäts- und umweltbewusste Zielgruppe.

  • Döner: DönerWerkMangal x Lukas PodolskiHaus des DönersMaydonoz Döner etc. verstärken massiv ihre Präsenz in den Innenstädten.

  • Nischenkonzepte wie Katzentempel kombinieren vegane Küche mit einem tierfreundlichen Ambiente - und sprechen damit eine wachsende Zielgruppe an.

 

Was bedeutet das konkret für Eigentümer und Vermieter in 1A-Lagen?

Neue Mieterstrukturen verlangen nach neuem Denken. 

Gastro ist nicht gleich Gastro - es braucht Konzepte, die Frequenz bringen, Sichtbarkeit schaffen, zur Zielgruppe passen, wirtschaftlich überlebensfähig sind, aber gleichzeitig nicht die Monotonisierung in den Innenstädten wiederholen, wie sie in früheren Zeiten bereits dem Einzelhandel angelastet worden ist. 


Fazit 

Erlebnis schlägt Versorgung, der emotionale Genuss wird inzwischen dem „Haben wollen“ vorgezogen - diese Verschiebung der Interessen wird in den Fußgängerzonen immer deutlicher. Der schnöde, preisgünstige Einkauf könnte sich langfristig eher in die Fachmarktlagen am Rande der Stadt verlagern. Wer heute in traditioneller City-Lage eine langfristig attraktive Mieterstruktur erhalten oder gar noch aufbauen will, braucht Verständnis für neue Zielgruppen, Social‑Media‑Dynamiken und gastroorientierte Geschäftsmodelle. 

Wenn der Bestandsmieter schwächelt, muss nicht zwangsläufig ein Leerstand folgen. Wir kennen die Stärken und Schwächen einzelner Konzepte und Marken und unterstützen Sie dabei, einen passenden Mieter zu finden.

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Smart Stores auf dem Vormarsch - auch sonntags 

Ob Bayern, Niedersachsen oder auf Bundesebene: Vollautomatisierte Verkaufsstellen ohne Personal vor Ort (sogenannte „Smart Stores“) stehen im Fokus stadtentwicklungspolitischer Debatten. Bayern erlaubt ab August 2025 deren Öffnung an Sonn- und Feiertagen - bei maximal 150 m² Fläche und unter Auflagen der Gemeinden. Niedersachsen geht noch weiter: Dort entschied man, dass Smart Stores grundsätzlich nicht unter das Ladenschlussgesetz fallen. 

Auch der Deutsche Städtetag und der Städte- und Gemeindebund fordern bundesweit eine entsprechende Regelung. Damit entstehen neue Perspektiven für die Nahversorgung - auch jenseits der klassischen Öffnungszeiten.

Brühl erfasst digital: Innenstadt als Datenmodell

Die Stadt Brühl startet ein Smart-City-Projekt und lässt ihre Innenstadt per Mobile Mapping digital erfassen. Mit Kameras und Lasertechnik wird der Zustand von Straßen, Schildern, Bänken oder Bäumen dokumentiert - datenschutzkonform und ausschließlich für interne Zwecke. 

Ziel ist es, die Planung zu beschleunigen und die Infrastruktur gezielt zu verbessern. Langfristig soll das gesamte Straßennetz digital erfasst werden - ein Schritt in Richtung smarter Stadtentwicklung.

 

Innenstadtansicht

 

"Begrünte Innenstadt-Oase"

 

 
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LONGEVITY: Wie ein neuer Trend unsere Innenstädte verändern kann (Juni 2025)