Fotografieren verboten - was tun gegen "Showrooming"? (September 2025)

Domino Konkret Newsletter vom September 2025

Die Digitalisierung hat das Konsumverhalten der Menschen grundlegend verändert. Verbraucher nutzen bei Kaufentscheidungen mittlerweile sowohl Onlinekanäle wie soziale Medien, Online-Shops oder mobile Apps, als auch Offlinekanäle wie „reale“ Vor-Ort- Geschäfte, um Produkte zu recherchieren und zu kaufen. Dieses hybride Einkaufsverhalten - auch Smartshopping genannt - stellt den stationären Handel in den 1A-Lagen vor erhebliche Herausforderungen.

Ein zentrales Problem ist das sogenannte Showrooming: Die Kunden lassen sich im Geschäft sachkundig beraten, kaufen das Produkt dann aber in dem Onlineshop, der es am günstigsten anbietet. Dieser „Beratungsklau“ bedeutet für die Einzelhändler Kosten ohne Umsatz.

Genauso gibt es aber auch den umgekehrten Weg, das sogenannte „Webrooming“. Hier nutzen die Kunden die Webseiten von Herstellern und Onlinehändlern lediglich zur Information und zum Preisvergleich, kaufen dann das Produkt aber in einem stationären Geschäft.

Beide Verhaltensweisen haben für die Händler unterschiedliche Kostenfolgen: Beim Webrooming entstehen für den Onlinehändler durch „abgesprungene Käufer“ kaum höhere Kosten für den Basis-Onlineauftritt. Anders beim Showrooming: Jedes Beratungsgespräch bindet beim stationären Einzelhändler Ressourcen und verursacht Personalkosten, die gegenfinanziert werden müssen.

Das Phänomen ist nicht neu, wird aber in Zeiten rückläufiger Einzelhandelsumsätze gerade im stationären Handel spürbarer und verändert die wirtschaftliche Situation vieler Läden grundlegend.

Einige Händler greifen daher bereits zu ungewöhnlichen Mitteln, um das Showrooming zu erschweren oder zu verhindern. Sie untersagen beispielsweise ihren Kunden das Fotografieren von Produkten, wie es der Stern unlängst vermeldete. Oder sie gehen dazu über, sich ihre Beratungsleistungen vergüten zu lassen - etwa durch Gutscheine, die dann bei einem späteren Kauf angerechnet werden. Solche Maßnahmen sollen die Abwanderung von Umsätzen ins Internet bremsen und die Vor-Ort-Beratung wirtschaftlich absichern.

Das Showrooming wird sich bei Käufern, für die nur der Preis ausschlaggebend ist, durch solche oder ähnliche Maßnahmen nicht verhindern lassen. Hinzu kommt, dass sich die Vergütung von Beratungsdienstleistungen höchstwahrscheinlich nur bei hochwertigen, beratungsintensiven Produkten und mit entsprechend fachkundigem Personal umsetzen lässt.  

Für viele Kunden zählt neben dem Preis nach wie vor auch das Einkaufserlebnis insgesamt eine große Rolle, wobei die Servicequalität wichtig ist. Und hier können die Händler ansetzen. Um Showrooming ohne Kassenbon zu erschweren, sollten sie daher vielmehr ein individuelles Einkaufserlebnis mit persönlicher Produktberatung, exklusiven Ergänzungsleistungen (zum Beispiel kostenlose Reparaturen oder Anpassungen), eine Kundenbindung durch ein Omnichannel-Konzept (sowohl Onlinepräsenz als auch stationärer Handel) und ein attraktives Ladenlayout (siehe zum Beispiel hier) bieten, um so den Kauf direkt vor Ort zu fördern. Ebenso kann die Abwicklung von Online-Käufen, die in der Filiale abgeholt werden, dazu beitragen, Kunden in den Laden zu locken, wo sie dann möglicherweise weitere Produkte kaufen.

Auch Vermieter sind hier in der Pflicht: Sie können die grundsätzliche Attraktivität und Rentabilität ihrer Flächen nachhaltig nur sichern, wenn sie die Geschäftsmodelle der Mieter aktiv durch entsprechende Investitionen in die Immobilie unterstützen und durch Kooperationen und ergänzende, zum Teil auch übergeordnete Marketingmaßnahmen am Ort dafür Sorge tragen, dass die Standortqualität insgesamt erhalten bleibt.

Der stationäre Handel verschwindet nicht - er wandelt sich. Immobilien in 1A-Lagen bleiben wichtige Ankerpunkte, wenn sie mit den richtigen Konzepten ausgestattet sind. Wir begleiten Sie gerne dabei, Ihre Flächen so aufzustellen, dass sie den neuen Anforderungen gerecht werden - und Sie bei anstehenden Veränderungen auch morgen den passenden Mieter finden.


Die Top 20 im stationären Einzelhandel

Eine Erhebung des EHI Retail Institutes zeigt das Ranking der größten zwanzig Vertriebslinien im stationären Einzelhandel gemessen an ihrem Nettoumsatz im Jahr 2024 - und unter den ersten Plätzen sind ausschließlich Supermarktketten zu finden.

Edeka, Lidl und Rewe liegen weit vorne, der erste Nicht-Supermarkt ist dm-Drogeriemarkt auf Platz 8, gefolgt von Penny, Rossmann, Media Markt und Ikea. Das ganze Ranking ist hier anzusehen.

Stimmung im Einzelhandel bleibt schwach

Das Geschäftsklima im Einzelhandel hat sich im August den dritten Monat in Folge verschlechtert und liegt nun bei minus 24,0 Punkten. Während Möbelhäuser und Bekleidungsgeschäfte schlechtere Werte melden, zeigt sich im Lebensmitteleinzelhandel eine leichte Aufhellung.

Die Erwartungen für die kommenden Monate bleiben dennoch verhalten. Der Preisdruck hat zwar etwas nachgelassen, doch vor allem Lebensmittel- und Möbelhändler planen weiterhin Preiserhöhungen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert von Kanzler Merz schnelle Maßnahmen zur Stärkung der Binnenwirtschaft.

 

Innenstadtansicht

 

"Traditionsreich" © Archiv DOMINO

 

 
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„Drum prüfe, wer sich ewig bindet…“ – Restlaufzeiten von Altmietverträgen als Standorttests für Neuanmietungen (August 2025)